Kuriose Erlebnisse

 
Lijiang  

Einkaufen

An einem der Tage, die ich bis zu meiner Abreise in Dali verbringe, schließe ich mich einer Tagestour mit dem Bus an. So kann ich noch ein paar Tempel und Parks ansehen, wo man das Rad sowieso nicht mit hineinnehmen kann. Außer mir sind noch acht chinesische Touristen mit dabei. Teil der Tour ist auch der Besuch eines jadeverarbeitenden Betriebes und einer Silberschmiede. Nach einem durchaus interessanten Rundgang durch die jeweiligen Werkstätten endet man in einer riesigen (!) Verkaufshalle, wo man diverse Objekte dann kaufen kann. Beim Durchschlendern sehe ich nichts unter 50€, nach oben offen. Es gibt schöne und hübsche Dinge, und da es alles solide Handarbeit ist, erscheinen mir die entsprechenden Preise durchaus als gerechtfertigt. Es gibt vor allem Schmuck, Skulpturen und in der Silberschmiede auch Gebrauchsgegenstände wie Teeservice, Essensschälchen, Essstäbchen, Thermosbecher. Letztendlich brauche ich jedoch nichts davon wirklich und dementsprechend kaufe ich auch nichts. Am Ende der Einkaufstour präsentieren die sich chinesischen Teilnehmer stolz gegenseitig ihre erworbenen Sachen und diskutieren die jeweils dafür bezahlten Preise. Schließlich fragt mich einer: „Hast du etwas gekauft?“. Ich verneine und ernte Unverständnis. „Warum nicht?“ Meine Antwort „ich brauche nichts“ überzeugt dann irgendwie nicht wirklich…


Essen

Ich betrete ein kleines Straßenrestaurant und möchte etwas essen. An der Wand hängt die Speisekarte, natürlich nur in chinesischen Zeichen. Ich komme damit eigentlich ganz gut zurecht, es dauert halt etwas länger als bei den Einheimischen. Auch dieses Mal bemerke ich, dass die Bedienung mich, während ich die Speisekarte lese, die ganze Zeit mit diesem hilflosen „was soll ich denn jetzt nur machen“-Blick anstarrt. Jedes Mal, wenn ich anschließend auf Chinesisch die Bestellung aufgebe, sind sie dann sichtlich erleichtert...

Wie üblich esse ich in einem Straßenrestaurant eine Nudelsuppe. Zur Auswahl gab es verschiedene Nudelarten die bereits vorbereitet sind und nur noch in einem riesigen Wassertopf warm gemacht werden. Es gibt dann verschiedene Soßen dazu, die in großen Töpfen kochen. Wahlweise mit Fleisch oder nur Ei, oder nur Tofu, oder Gemüse. Gewürze, Kräuter und verschiedene Öle gibt es dann nochmal auf einem kleinen Extratisch. Der kleine Gastraum ist voll, an einem der Tische finde ich jedoch noch einen Platz. Es macht hier drin alles einen etwas schmuddeligen Eindruck. Eine Mitarbeiterin schüttet Essensreste in einen Eimer, auf den Tischen und am Boden liegen benutzte Servietten und Knochenreste oder ähnliches. Knochen und anderes lassen die chinesischen Gäste einfach zwischen Tischkante und Stuhl auf den Boden fallen. Eine andere Mitarbeiterin ist daher ständig am Wischen und Kehren, kommt aber irgendwie nicht so recht hinterher. Vor mir an der Wand hängt eine Tafel, und wie üblich versuche ich zu lesen: Yunnan Provinz… irgendwas… Lebensmittel, Sicherheit, … irgendwas, … öffentlich, … irgendwas. Darunter ein in Rot gehaltener traurig blickender Smiley und der Buchstabe „C“. Noch weiter unten werden drei Kategorien definiert, A mit lachendem Smiley in Grün, B mit neutralem Smiley in Gelb, und eben C mit traurigem Smiley in Rot. Auch wenn ich die Zeichen neben den Kategorien nicht vollständig verstehe, so wird mir doch schlagartig klar was ich da gerade lese. Offensichtlich ist dieser Laden hier von irgendeiner Lebensmittel/Hygiene-Kontrollbehörde mit der schlechtesten von drei Kategorien bewertet. Na Mahlzeit. Die Nudelsuppe war dann trotzdem ganz gut, und ich habe mir auch nichts „eingefangen“, aber seit dem versuchte ich Läden mit „C“ zu meiden…

Fotografieren

Immer wieder, wenn ich irgendwo anhalte, meint jemand - Männer wie Frauen - mich fotografieren zu müssen. Posieren mit dem Ausländer halt. Oft wird extra noch das Kind mit ins Bild gezerrt. Fotografiert wird üblicherweise mit dem Smartphone. Meist wird man gefragt, oft aber auch nicht. Egal wie, es nervt, einfach weil es halt so oft vorkommt.
Dann überlege ich aber, wie oft ich Menschen fotografiere ohne zu fragen, beziehungsweise auch dann, wenn diese es sichtlich nicht mögen... Am Ende ist es halt wohl doch eher ein Geben und Nehmen. Lehrreich ist es aber allemal, zu merken, wie es sich anfühlt, wenn man ständig (ungefragt) fotografiert wird...

Lijiang