Radtour vom Hochgebirge in die Wüste

 
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Wüstenpiste Foum Zguid - M'Hamid

Wir verlassen die hügelige Region, es wird flach und nun sehen wir vor allem Steinwüste. Die Luft ist dunstig, wir können nicht besonders weit sehen. In Foum Zguid kaufen wir auf dem Markt noch einmal etwas frisches Gemüse ein und ich fülle meine Packtasche voll mit Orangen (zwei Orangen pro Person pro Tag!), und wir stärken uns noch mit einer Cola und vervollständigen unsere Wüstenausrüstung um jeweils einen blauen Turban (so nach dem Motto "kucken kost' nix"…).

Am frühen Nachmittag Einstieg in die Piste nach Osten. Es ist warm, viel zu warm für uns! Als wir außer Sichtweite der Straße sind ist erstmal "ausziehen" angesagt. Die warmen Klamotten verschwinden jetzt nach unten in den Packtaschen. Die Piste beginnt sehr steinig, nur holpriges, langsames Fahren ist möglich. Dennoch freuen wir uns, jetzt hier in der Wüste die Ruhe genießen zu können und mit der Piste allein zu sein. Steinwüste rechts und links, unterbrochen nur durch einzelne Akazien und in der Ferne blicken wir auf hohe Tafelberge. Es macht Spaß hier zu sein! Besonders faszinierend finde ich es, wie die Piste angelegt ist: Noch zu Zeiten des französischen Protektorats hat man hat in regelmäßigen Abständen Steinmännchen beiderseits der Piste gebaut und teilweise die Piste durch eine Steinlinie abgegrenzt. Ich möchte nicht wissen, wie viele Menschen unter welchen Bedingungen beim Bau solcher Pisten eingesetzt und verschlissen wurden... Wir Übernachten in der Steinwüste mit Blick auf Tafelberge im Südwesten. Der Mond erscheint als ganz dünne Sichel und wandert vor der hellen Venus im Sudwesten dem Horizont zu. Es ist ein lauwarmer Abend, wir kochen und essen (wie meistens auf dieser Reise) im Freien.

Vormittags geniessen wir nocheinmal die Faszination der Steinwüste und dieser gebauten Piste. Schwarze Steine, soweit man blicken kann, in der Ferne Tafelberge. Die Piste zieht sich als breites, helles Band durch die Landschaft. Wir kommen in einer Senke an einem Brunnen vorbei, und sind etwas überrascht, da dieser nicht in den alten französischen Karten eingezeichnet ist. Wir probieren das Wasser – es ist kühl und schmeckt gut und wir füllen unsere Trinkflaschen auf. Gegen mittags erreichen wir das Fort, wo einige Soldaten ihren einsamen Dienst schieben. Die sind froh über die Abwechslung und treiben scherze mit uns. Wir müssen uns in ein Buch eintragen, dort sehen wir, wir nicht die einzigen Radfahrer sind, die diese Piste unter die Reifen nehmen. Andere Deutsche, Belgier, Russen, etc. haben sich in den letzten Wochen hier eingetragen.

Steinwüste.

Über eine trockene Lehmpfanne eines Ausläufers des Lac Iriki können wir endlich wieder etwas Geschwindigkeit aufnehmen und erreichen das Dorf Zaouia-Sidi-Abd-en-Nebi. Dort holen wir Wasser für den Abend und radeln am Rad des Berglandes weiter. Die Piste ist jetzt nicht mehr ganz so grobsteinig, so daß wir ganz passabel vorankommen. Etwas später (ca. 10 km nach dem Dorf) ist eine Ansiedlung von Nomaden. Omar, der Lehrer der Nomadenschule lädt uns in sein Zelt ein, es gibt eine große Portion Kuskus mit Gemüse. Omar spricht ganz gut Englisch, so daß wir uns unterhalten können. Wir bleiben dort über Nacht und schlafen in einem unbenutzten Nomadenzelt.

Im frühen Morgenlicht radeln wir weiter nach Osten, die Piste ist jetzt gut zu fahren, wenn auch das Terrain am Rand des Gebirges etwas welliger ist als noch am Vortag. Der Wind, der in den letzten Tagen immer erst ab Mittag spürbar wurde, schiebt uns schon ab 10 Uhr morgens, so dass wir sicher sind, M'Hamid bereits am Abend zu erreichen. Dennoch tanken wir an der heiligen Quelle Abd-er-Rahmane nocheinmal genug Wasser, um auch übernachten zu können. Als wir auf der Piste vom Gebirge weg weiter nach Südosten fahren, bemerken wir, dass der Wind schon zum Sturm angewachsen ist, den wir jetzt schräg von der Seite haben. Wir fahren weiter, und sind optimistisch, abends in M'Hamid zu sein. Als wir das Qued Draa erreichen, weht der Sand schon ganz kräftig über den Boden. Die alten, knorzigen Tamarisken sind im Dunst kaum zu erkennen. Ich finde es extrem schade, hier jetzt einfach so durchzufahren. Nach kurzer Beratung ist die Strategie klar: M'Hamid kann uns mal, wir wollen in dieser tollen Landschaft bleiben und hoffen, dass wir morgen früh bei windstille Gelegenheit haben, die alten Tamarisken anzuschauen, und auch die Dünen besser zu sehen. Wir suchen uns also ein möglichst dichtes Tamariskengebüsch, wo es einigermaßen windstill ist. Wir finden einen geeigneten Platz und genießen unser Abendessen mit Blick auf die treibenden Sandschwaden im Qued Draa. Nachts legt sich der Wind.

Klarer Morgen nach dem Sandsturm im Qued Draa.

Wir lassen uns Zeit beim Abbau des Lagers und freuen uns, daß wir entschieden hatten, hier zu nächtigen. Die knorzigen Tamarisken sind tolle Fotobjeke, jeder der alten Bäume steht wie eine Insel in einer Sanddüne. Auf den lehmigen Abschnitten dazwischen kann man sehr gut radeln. Die letzten 5 km bis M'Hamid sind dann aber nocheinmal sehr sandig, und als wir mehr und mehr schieben müssen, sind wir verdammt froh, dass wir hier nicht während des gestrigen Sandsturms lang mussten.

M'Hamid ist uns gerade noch gut genug, ein bischen Brot und neue Orange zu kaufen, dann radeln wir auf der N9 weiter in Richtung Zagora. Übernachten vor Tamegroute neben der Straße, nicht besonders toll.

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