Kurze Radtour in den rumänischen Karpaten

 
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Topolog-Tal und Militär-Kammweg

Zum Stausee Vidraru

Mit der Sonne im Gesicht geht es nun nach Osten, zunächst dem Lotru Tal folgend ins Tal des Olt. Es ist Montag morgen, kaum Verkehr, die Wochenend-Urlauber sind schon wieder weg. Ab Brezoi folgen dann etwa 10 Kilometer auf der viel befahrenen Ferntstraße im Olt-Tal, die jedoch dank einigermaßen breitem Seitenstreifen erträglich waren, und möglicherweise habe ich Montag mittags auch eine eher verkehrsarme Zeit erwischt. Kurz vor dem Kloster Cornet biege ich ab, überquere den Olt auf einer rostigen Brücke und radlen nun wieder bergauf. In Perisani endet dann auch der Asfalt und über eine Reihe von Waldpisten finde ich meinen Weg bis zum Vidraru See.

Hier in der Gegend gibt es interessante geologische Formationen: Eine Art Sedimentgestein, das zu bizarren Felsen aufgeworfen ist.

Die kleinen landwirtschaftlichen Flächen bilden ein ansprechendes Mosaik aus Weide, Obstgärten, Wald, Feldern. In größeren Höhenlagen findet man dann nur noch Wald, und erst weiter oben auf den Bergkuppen gibt es dann auch wieder Weidewirtschaft.

An einer kleinen Kapelle kurz nach einer Passhöhe zwischen den Dörfern Perisani und Salatrucu mache ich kurz Rast und genieße die Aussicht ins Tal. Die Malereien in der Kapelle sin auch sehr eindrucksvoll: In einer Art Bildergeschichte wird das fromme Leben erklärt, bzw. die 'Konsequenzen' des nicht-christlichen Lebens drastisch dargestellt. Irgend jemand hat den meisten Teufelchen auch schon die Gesichter weggekratzt.

Die Weiden werden von Kuh und Schafsherden aus den Dörfern im Tal genutzt. Die einzelnen, großen Bäume werden regelmäßig geschneitelt und bieten jetzt schönen Schatten.

Die Sonne scheint vom wolkenlosen Himmel, es ist für mich viel zu warm. Im nächsten Dorfladen werde ich mir ein Eis kaufen...

Vor dem Dorfladen: zwei Fahrräder - zwei Welten...

Die Forststraßen ab Salatrucu sind im Wesentlichen sehr gut zu radeln, allerdings teilweise recht steinig und an einigen Stellen stark ausgewaschen. Eine ordentliche Wasserführung bei Forststraßen zu bauen, scheint ja nicht so die Stärke der Rumänen zu sein...
Laut der Topokarte bin ich auf dem richtigen Weg, Schilder sucht man hier jedoch vergebens...
Im späten Abendlicht überquere ich nocheinmal einen kleine Sattel mit Almwiese, bevor ich dann die letzten Kilometer zum Vidraru-See hinab rolle.

Am See erfahre ich zunächst einige Enttäuschungen: erstens, es ist ein Stausee mit sehr niedrigem Wasserspiegel und es ist nahezu unmöglich über das steile frei gelegte Ufer zum Wasser zu kommen (also nichts mit Baden...). Zweitens ist das Westufer total trocken, all die zufließenden Bächlein führen jetzt im Spätsommer kein Wasser. Ich muss noch mindestens 10 Kilometer weiter fahren, bis ich endlich einen wasserführenden Bergbach finde, und damit das notwendige Wasser für den Abend auffüllen kann.

Das Westufer des Vidraru-Sees ist nur durch eine nicht asfaltierte Forststraße erschlossen, für Radfahrer ideal, weil man abseits des Autoverkehrs super entspannt radeln kann. Einen Übernachtungsplatz finde ich schließlich im Buchenwald mit Blick auf den See. 112 km, 1415 Höhenmeter.

Nachts schlafe ich unruhig, denn die Eichhörnchen über mir in den Bäumen machen ordentlich Lärm und schmeißen auch den einen oder anderen Zapfen runter. Außerdem höre ich noch das Knachen von Ästen, als ein größeres Tier in der Nähe von meinem Schlafplatz durch den Wald läuft. Wie auch immer, am nächsten Morgen entdecke ich unweit von meiner Schlafstelle frische Bärentatzen auf dem Forstweg...

Buda-Tal und Moldoveanu

Nach 20 kurvigen Kilometern (jede See-Bucht muss ja ausgefahren werden) erreiche ich den Abzweig ins Buda-Tal am nördlichen Ende des Vidraru Sees. Es folgen nun weitere 20 Kilometer talaufwärts auf einer sehr hübschen und gut zu radelnden Forststraße bis auf etwa 1600m. Dort endet die Forststraße und geht in einen Wanderpfad über.

Ich beschließe dem Wanderpfad auf den Moldoveanu zu nehmen (mit den gelben Dreiecken als Markierung). Das Fahrrad führe ich zunächst schiebend und tragend mit, in der Hoffnung zumindest auf dem Rückweg einige schöne Trails fahren zu können. Aber letztendlich stellt sich heraus, dass es, ungleich zu den Alpen, hier keine vernünftig gebauten Wanderwege gibt, sondern nur Wegmarkierungen. Jeder der Wenigen, der hier geht, sucht sich offensichtlich seine Spur selber, und die vorhandenen Spuren sind vor allem durch Schaftritte viel zu schmal und zu tief zum radfahren. Eigentlich toll, aber an radeln ist hier eben nicht zu denken...

Ich übernachte in einem westlich offenen Kessel unterhalb des Moldoveanu mit Aussicht auf andere Berge des Fagaras, während der Gipfel des Moldoveanu noch lange die letzen Sonnenstrahlen einfängt.

So werde ich den Moldoveanu eben ohne Fahrrad und nur zu Fuß 'mitnehmen'. Am nächsten Morgen sind es nur noch ca. 500 Höhenmeter, die mich vom Gipfel trennen. Zu Fuß, auch in Sandalen, kein Thema. Am späten Vormittag genieße ich bei wolkenlosem Himmel die Aussicht von Rumäniens höchstem Berg.

Der Abstieg bis zur Forststraße ist bis zu frühen Nachmittag auch geschafft.
Nach der Bergtour lasse ich den restlichen sonnigen Abend im Fichtenwald in der Nähe des Bergbaches ausklingen.

Wähend ich mein Essen auslöffle, kommen drei Jungedlichen vorbei. Ich hatte sie schon für einige Zeit im Wald gehört, und sie überquerten unweit meines Lagers den Bergbach. Es dauerte eine Weile, bis sie mich auch bemerkten, denn sie waren zu sehr mit sich selbt beschäftigt. Die drei hatten im Wald Blaubeeren gesammelt, und zwar mit riesigen Kämmen. Die Beeren steckten in riesige Säcken die sie jeweils auf dem Rücken trugen. Ich bekomme eine Tasse voll Beeren geschenkt. Am nächsten Morgen sehe ich, dass die Jugendlichen zu einer 'Beerensammelmannschaft' gehörten, etwas sieben bis acht Leute, die mit Kleinbus etwas weiter unten am Bach campierten.

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