Off-Road zwischen Lagunen und Vulkanen

 
Licancabur  
Wasser? Wasser!

Off-Road

Eben noch rollte ich gemütlich mit 20 km/h auf der Teerstraße von einer kleinen Kuppe abwärts zur nächsten Lagune. Und jetzt: Mit quälenden 5 bis 7 km/h arbeite ich mich durch den weichen Vulkansand. Die Umstellung könnte nicht kontrastreicher sein. Die Fahrspur, der ich folge ist nutzlos, zu weich, zu zerfahren, und offensichtlich auch schon länger nicht genutzt. Daher holpere ich jetzt über die Steine neben der Piste. Natürlich ist das eine Enttäuschung. Zweifel machen sich breit: Will ich das wirklich? Noch kann ich ja umkehren… Nein, das wird schon. Es ist mehr Trotz als Überzeugung, was mich weiterfahren lässt.

Ich befinde mich jetzt im „Nichts“ zwischen der asphaltierten Fernstraße über den Paso Jama im Norden und der Piste über den Paso Sico im Süden. Es gibt zahlreiche Fahrspuren, die hier das Gelände durchziehen, und einer solchen Spur folge ich an einer Lagune entlang, über einen kleinen Sattel zur nächsten Lagune und so weiter, bis ich dann die Piste im Süden erreichen werde. Dazwischen: nichts. Kein Dorf, kein Rifugio, keine Versorgungsmöglichkeiten. Mit dem Fatbike sollte sowas ja gehen. Dennoch ist der erste Tag sehr zermürbend. Ja, man kann mit dem Fatbike auf dem weichen Vulkansand fahren, aber es ist langsam und kostet ziemlich viel Kraft, wenn man das den ganzen Tag lang macht. Zudem ist mein Systemgewicht mit den zusätzlichen 10 Litern Wasser auch schwerer als gewohnt.

Am späten Vormittag schiebe ich die kleinen Anstiege lieber, als dass ich fahre, noch später schiebe ich dann zur Abwechslung auch mal auf ebener Strecke. Schieben oder fahren, gegen Ende des Tages ist beides in etwa gleich schnell. In der Ferne sehe ich Felsstrukturen. Das wäre ein guter Platz zum Zelten, wegen Windschutz… Wie weit mag es sein? Ich schätze auf 5 Kilometer, am Ende sind es dann 10, also nochmal zwei Stunden.

Ich versuche mir die Tage so einzuteilen, dass ich kurz vor Sonnenaufgang, so um 7 Uhr losfahre und spätestens um 15 Uhr das Zelt wieder steht. Denn der frühe Nachmittag ist die Zeit, ab der der Wind Sturmstärke erreicht, und weiterfahren dann noch mühsamer wird. Dafür ist es gegen 14 Uhr auch maximal heiß, das heißt im Zelt liegen ist so früh am Nachmittag auch nicht wirklich eine angenehme Option. Ich nutze die Zeit dann meist noch für kurze Erkundungen zu Fuß, bevor auch das wegen des Sturms zu unangenehm wird. Nachts wird es dann kalt, manchmal bis -10°C. Obwohl es morgens unangenehm ist, mit kalten Fingern das Zelt einzupacken oder das Eiswürfel-Wasser zu trinken, so ist es doch die beste Zeit zum off-road radeln: der Boden trägt dann richtig gut. Der Sand ist härter und es fährt sich leichter. Kalte Zehen und Finger nehme ich dafür gerne mal in Kauf.

Licancabur  
Wasser? Wasser!