Off-Road zwischen Lagunen und Vulkanen

 
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Licancabur

Gegen Mittag erreiche ich nach dem letzten Stück des langen, steilen Anstiegs von San Pedro aus das Refugio an der Laguna Blanca und beschließe, dort auch die Nacht zu verbringen. Ohne Gepäck radle ich dann noch um die Laguna Blanca herum und werde auf dem Rückweg vom Nachmittagssturm fast von der Piste geblasen. Da ich merke, dass es mir in der Höhe sehr gut geht, beschließe ich, am nächsten Tag den Licancabur zu besteigen.

Um 3 Uhr morgens geht es los. Eine Stunde bis zum „Parkplatz“ an einem Stein auf 4600 m. Dann weiter zu Fuß, 1300 Höhenmeter sind zu überwinden. Der Weg ist im Schein der Stirnlampe und im Licht des Sichelmondes und der Sterne gut zu finden. Irgendwann geht die Sonne auf, und die Landschaft bekommt langsam Farbe.

Ab einer Höhe von etwa 5500 m werden meine Beine plötzlich bleischwer. Nach jedem Schritt bin ich außer Atem, insbesondere auch dadurch, dass öfters auch mal größere Felsbrocken zu überschreiten sind, die unregelmäßige Schritte erfordern. Noch 400 Höhenmeter, das wird ja wohl noch gehen! Ich versuche, langsam und gleichmäßig zu gehen, aber es fehlt einfach an Sauerstoff. Immer wieder muss ich verschnaufen. Dennoch, nach insgesamt 3 Stunden und 55 Minuten bin ich plötzlich auf dem Gipfel, 5920 m! Es ist noch windstill. Ich blicke in den Krater, an dessen Boden sich ein See befindet, in dem es auch Lebewesen gibt.

Gerne würde ich da hinunter gehen, und mir das genauer ansehen, aber ich bin zu schwach. Ich setze mich auf einen Stein und schaue in den Krater. Dabei muss ich eingeschlafen sein. Plötzlich schrecke ich hoch, etwa 30 Minuten sind vergangen und ich habe plötzlich Kopfschmerzen. Das ist gar nicht gut, also nichts wie runter. Der Abstieg über loses Geröll ist quälend. Ich muss mich zwingen, mich trotz der Kopfschmerzen auf jeden Schritt zu konzentrieren. Weiter, immer weiter, bergab. Ich weiss nicht mehr, wie ich nach zwei Stunden Abstieg dann die 10 km zum Refugio zurück geschafft habe. Ich erreiche das Refugio aber am späten Vormittag, lange bevor der Wind zu stark ist. Den ganzen Nachmittag verbringe ich dann mit Kopfschmerzen im Bett und lausche, wie der Stum am Dach des Refugio zerrt. Erst nach dem Abendessen geht es mir besser und ich bin zuversichtlich, dass ich am nächsten Tag zu meiner Radtour aufbrechen kann.

Blick vom Gipfel des Licancabur.

Die höchstgelegene Teerstraße Amerikas

Von dem Refugio an der Laguna Verde radle ich nun, bepackt mit 10 Litern Wasser auf guter Teerstraße in Richtung Argentinien. Die Straße ist eine Fernstraße, die Antofagaste mit Salta verbinde,t und verläuft östlich von San Pedro de Atacama größtenteils auf über 4500 Metern Höhe mit etwa 4880 Metern als höchsten Punkt. Es ist damit die am höchsten gelegene Asphaltstraße in Amerika. Es ist auch eine sehr einsame Gegend: keine Dörfer, keine Refugios, nur weite, einsame, karge Landschaft.

Trotz des welligen Profils aus leichten Anstiegen und kurzen Abfahrten komme ich sehr gut voran. Es ist wenig Verkehr, nur einzelne LKWs. Die Fahrer halten Abstand und grüßen freundlich. Ich fahre meist auf dem breiten Seitenstreifen.


Die Landschaft ist atemberaubend: Überall erheben sich Vulkangipfel, 5500 bis 6000 m hoch, dazwischen rote Steine, keine Vegetation. Ab und zu mal eine Lagune mit unterschiedlichen Farben des Salzes. Vicunias sind zu sehen, am Wasser auch diverse Vögel. Es macht Spaß auf so guter Straße durch diese Landschaft zu rollen. Auch mit dem Fatbike läuft es sehr angenehm, obwohl dieses ja für andere Oberflächen gemacht ist...

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