Von Nord nach Süd auf dem Eis

26. Januar-12. März 2011
 
   
Sewerobaikalsk bis zur "heiligen Nase"


Baikal Winter Expedition auf einer größeren Karte anzeigen.

Anreise mit der Transsib/BAM von Moskau nach Sewerobaikalsk

Um die Anreise zum Baikalsee so angenehm wie möglich zu gestalten, hatten wir beschlossen mit der Bahn von Moskau aus nach Sewerobaikalsk zu fahren. Wir würden keine Probleme mit "Übergepäck" am Flughafen haben und auf der etwa 90-stündigen Bahnfahrt würden wir uns auf die Tour einstellen können und eventuell auch schon ein bischen an die Kälte gewöhnen können.


Am Kasaner Bahnhof in Moskau
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Lebensmittelverkauf an einem Bahnsteig

Ankunft in Sewerobaikalsk, -22°C

Insgesamt gestaltete sich die ganze Anreise zum Baikalsee dann tatsächlich relativ unkompliziert (mal abgesehen von dem Bombenattentat am Moskauer Flughafen, das wir nur knapp verpasst haben...): Berlin-Moskau mit Air Berlin (gute Möglichkeiten für viel Gepäck!), Übernachtung in Moskau in einem Hostel in Bahnhofsnähe. Am nächsten Morgen zum Kasaner Bahnhof geradelt und die Tickets geholt: 2 Tickets für uns und 2 Plätze für unser Gepäck. Danach für den Zugtransport die Fahrräder auseinander gelegt und alles in riesige schwarze Müllsäcke verpackt, so dass man nicht mehr sieht, was wir da alles dabei haben. Die zwei zusätzlich gekauften Liegeplätze erwiesen sich dann als sehr praktisch für die Fahrradrahmen, Laufräder, etc und ausserdem hatten wir so das ganze Abteil für uns alleine. Und natürlich erzielte auch die mitgebrachte Schachtel mit deutschen Pralinen bei der Schaffnerin die gewünschte Wirkung: Wir galten von da an als deutsche Alpinisten, und damit war auch der eventuellen Diskussion um zu viel Gepäck die Grundlage genommen.

Die Fahrt an sich: Mit einer Reisegeschwindigkeit von etwa 80 km/h fährt der Zug durch das riesige Land. Nach dem Ural durchquert man das weite westsibirische Sumpfland, dann kommen die endlosen sibirischen Wälder. Zwischendurch sind kleine Dörfer zu sehen, und es gibt diverse Stops an großen und kleinen Bahnhöfen: Kasan, Jekaterinburg (Sverdlovsk), Tjumen, Omsk, Novosibirsk, Krasnojarsk... Ab Taischet geht es dann auf der Baikal-Amur-Magistrale über Bratsk nach Sewerobaikalsk. Auf den Bahnsteigen der kleineren Bahnhöfen verkaufen ältere Menschen aus den entsprechenden Ortschaften einige Lebensmittel: getrockneter Fisch, Piroschki, Pfannkuchen, etc. Somit bringt jeder längere Halt etwas Abwechslung.

Trotz der überheizten Abteile und dem ständigen Rattern des Zuges auf den nicht verschweißten und durch Frost verwundenen Schienen ist die Fahrt insgesamt sehr entspannt. Gut dass wir genug zu Lesen dabei hatten und nun auch die Zeit hatten, unser Gepäck aus den riesigen Transportsäcken für die kommende Fahrradtour in handliche Stücke umzupacken...

Start in Sewerobaikalsk

In Sewerobaikalsk laden wir erst einmal alle Gepäckstücke aus dem Zug aus und verbringen dann etwa 40 Minuten damit, Fahrräder, Laufräder, Anhänger und Taschen aus den Müllsäcken zu befreien und zu zwei sinnvollen Tourenrad-mit-Anhänger-und-Packtaschen-Kombinationen zusammenzusetzen. Die Außentemperaturen von -22°C machen das nicht leichter, aber daran müssen wir uns ja nun endgültig gewöhnen.

Neugierige Einheimische stehen rum und schauen uns zu. Ein alter Mann kommt auf uns zu, er spricht etwas deutsch und meint "Das Eis ist dünn dieses Jahr, der Winter ist sehr warm". Na, das ist ja nicht gerade das, was wir hören wollten, aber für uns als Radfahrer sehen wir die Sache doch eher entspannt, 70cm Eisdicke reicht uns vollkommen. Wird schon klappen.

Die nächsten drei Tage verbringen wir damit, uns an die Kälte zu akklimatisieren, den Proviant zu vervollständigen, die Kocher zu testen und eine kleine Tagestour zum Nordende des Sees, nach Nishneangarsk, zu unternehmen:


Bushäuschen an der Straße nach Nishneangarsk

Erste Versuche, auf dem Eis zu radeln

Sonnenuntergang auf dem Eis vor Sewerobaikalsk

Das Eis ist zwar mit einer Schneeschicht bedeckt, es lässt sich jedoch sehr gut darauf radeln. In der trockenen Kälte knirscht der Schnee sehr laut. Eine Spalte zieht sich parallel zur Küstenlinie entlang, Bruchschollen sind hochgedrückt worden. Dunkel glänzen die Eiskanten in der Sonne. Das Eis ist schwarz, dunkles, klares, schwarzes Eis, mit feinen Schneekristallen bedeckt. Wir freuen uns auf die nächsten Tage, an denen wir die Farben und Formen des Eises noch zu genüge kennenlernen werden.

Die Testfahrt ohne Gepäck (etwa 54 km) nach Nisnheangarsk und zurück nach Sewerobaikalsk war wichtig und gut. Wir konnten Bekleidungssystem und Schuhe testen und uns mit der Kälte und der heterogenen Eisoberfläche anfreunden. Wir sind nun gerüstet für die lange Fahrt nach Süden.

   
Sewerobaikalsk bis zur "heiligen Nase"